Borreliose nun auch Thema im US-Wahlkampf
In der vergangenen Woche sprach der US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney mal nicht über Wirtschaftszahlen, sondern über steigende Erkrankungsfälle. Genauer: Über die zunehmende „massive Borreliose-Epidemie“, die er in seinem Heimatstaat Virginia mit Sorgen beobachte. In einer E-Mail verspricht er, sich für eine bessere Versorgung der Borreliose-Patienten einzusetzen und jene Ärzte zu schützen, die ihre Patienten länger als vier Wochen antibiotisch therapieren. Romneys Äußerungen sind sicher auch Wahlkampftaktik, nichtsdestotrotz werfen sie ein Licht auf die großen Probleme und die schlechte Versorgungslage, unter denen Borreliose-Patienten weltweit leiden.
Immerhin ist man mit Romneys E-Mail einen Schritt weiter als in Deutschland. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller, zählt die Lyme-Borreliose „zu den am meisten unterschätzten und verharmlosten Krankheiten in Deutschland“ und 2008 zeigte ein Experten-Workshop am Robert Koch-Institut eklatanten Forschungsbedarf zu beinahe jedem Aspekt der Multiorgan-Erkrankung. Passiert ist seitdem kaum etwas.
Jedes Jahr infizieren sich in Deutschland, je nach Datenlage, zwischen 214.000 und über 800.000 Menschen neu mit dem häufig durch Zeckenstiche übertragenen Krankheitserreger Borrelia burgdorferi. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist bereits jedes 14. Kind in Deutschland mit Borrelien infiziert. Für viele Patienten beginnt damit ein langer Leidensweg, der nicht selten zur Erwerbsunfähigkeit und Frühverrentung führt. Die Infektion wird auch als „großer Imitator“ bezeichnet, weil ihr diffuses, wechselndes Krankheitsbild Fehldiagnosen wie Multiple Sklerose, Rheuma, Arthritis, Fibromyalgie-Syndrom, somatoforme Störung und viele mehr verursacht. Und hier kommt der springende Punkt: Mehr als 30 Jahre nach Entdeckung des Erregers gibt es immer noch keinen schützenden Impfstoff, ist die Diagnostik immer noch beschämend unzuverlässig und nicht-standardisiert. Das Schlimmste aber: Es gibt keine sicher heilende Therapie. Diese Missstände sind vor allem fehlender europäischer Langzeit-Studien zu verdanken.
Während auch in Deutschland immer mehr Menschen erkranken, scheint man den Bedarf nach Langzeit-Studien, nach besserer Diagnostik und vor allem einer definitiv kurativen Therapie gesundheitspolitisch nicht wahrnehmen zu wollen. In Rheinland-Pfalz titelte eine Zeitung kürzlich „Weniger Borreliose-Kranke“ und beruft sich dabei auf die Zahl der gemeldeten Fälle. Dass 2012 weniger Borreliose-Fälle gemeldet wurden als 2011 bedeutet nicht zwingend, dass auch weniger Menschen infiziert wurden, sondern heißt lediglich, dass weniger gemeldet wurden. Einer der Gründe ist beispielsweise eine gering ausgeprägte Meldemoral, weil Meldungen in budget-geplagten Arztpraxen viel Arbeit machen.
2013 wählen wir in Deutschland einen neuen Bundestag. In den USA hat Romney Borreliose als Wahlkampfthema entdeckt. Aufgepasst – 2013 könnten betroffene Wähler und Wählerinnen es ihm gleich tun.
OnLyme-Aktion.org, das Aktionsbündnis gegen zeckenübertragene Infektionen Deutschland e. V., hat sich zum Ziel gesetzt, mit Aktionen und Kampagnen auf die gesundheitspolitischen Missstände insbesondere bei der Lyme-Borreliose aufmerksam zu machen und Betroffenen eine Stimme zu geben.Jedes Jahr infizieren sich, je nach Datenlage, zwischen 214.000 und über 800.000 Menschen neu mit dem häufig durch Zeckenstiche übertragenen Krankheitserreger Borrelia burgdorferi. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist bereits jedes 14. Kind in Deutschland mit Borrelien infiziert. Die Infektion wird auch als „großer Imitator“ bezeichnet, weil ihr diffuses, wechselndes Krankheitsbild Fehldiagnosen wie Multiple Sklerose, Rheuma, Arthritis, Fibromalgie-Syndrom, somatoforme Störung und viele mehr verursacht. Lyme-Borreliose ist eine ernstzunehmende, bakterielle, multisystemische Infektion, die arthritische, muskulo-skeletale, kardiologische, neurologische, ophtalmologische und psychiatrische Krankheitsmanifestationen auslösen kann. Die Wanderröte zeigt sich oft nicht, die Tests sind nicht-standardisiert und unzuverlässig. Daher sind eine frühe klinische Diagnose und eine angemessene Therapie notwendig, um eine chronische Lyme-Borreliose zu vermeiden. Mehr als 30 Jahre nach Entdeckung des Erregers gibt es keinen schützenden Impfstoff und keine sicher heilende Therapie für die Lyme-Borreliose. |
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